„Olafur Eliasson – Werke aus der Sammlung Boros 1994 – 2015“ in der Langen Foundation, Neuss

Die Ausdruckskraft der Werke Olafur Eliassons liegt manchmal in ihrer schieren Größe begründet, die dabei aber die Poetik ihrer Aussage nicht vergessen macht. Mir – und sicher auch vielen anderen – ist der Künstler durch seine raumgreifende Installation „The weather project“ 2003 in der Turbinenhalle der Tate Modern und durch seine 2008 geschaffenen „The New York City Waterfalls“ bekannt geworden.IMG_8719

Seinen Arbeiten ist häufig eine Auseinandersetzung mit natürlichen Phänomenen gemeinsam. Eliasson will sie erfahrbar machen, fassbar, präsent. Und dafür muss manchmal eben die Sonne in eine Halle oder ein Wasserfall unter die Brooklyn Bridge.

Dass die Ausführung seiner Arbeiten dabei nicht so gigantisch sein muss, um eindrucksvoll zu wirken, zeigt die Ausstellung „Olafur Eliasson – Werke aus der Sammlung Boros 1994 – 2015“ in der Langen Foundation. In diesem IMG_8775Zusammenhang kann ich mir kaum einen geeigneteren Rahmen für die Präsentation seiner Werke vorstellen, als die von Tadao Ando mit seiner Liebe für Beton und Glas geprägten Räume der Foundation. So wie sich dieser Museumsbau in seiner Grobheit trotzdem perfekt einfügt in die Landschaft und den Beweis für die Möglichkeit von Kontrast und Harmonie erbringt, so geht es in den Arbeiten von Eliasson hier ebenso um die Wechselwirkung von Kunst, Künstlichkeit und Natur.

IMG_8760Mit ca. 35 Werken aus seiner Sammlung präsentiert Christian Boros einen Überblick über den Werkkomplex des Künstlers und zeigt dabei neben frühen auch bisher ungezeigte Arbeiten, wie die Skulptur „Crystal Growth 4“ auf dem Außengelände der Foundation.

Fotografie, Skulptur, Installation: Olafur Eliassion hat bewiesen, dass er in den unterschiedlichsten Medien in der Lage ist, Phänomene der Natur sichtbar und erfahrbar zu machen.

Die 42 Aufnahmen seiner „The glacier series“ (1999) sind nicht nur ein Beweis    für die Imposanz von Gletschern, deren wahre Größe nur aus der Ferne sichtbar und schließlich doch nur auf Fotografien in Gänze erfahrbar wird, sondern gleichsam eine Erinnerung und Mahnung an Vergänglichkeit.IMG_8759

Die über die gesamten Ausstellungsräume verteilt zum liegen gekommenen Baumstämme der „Driftwood family (2010), die wie Störer im Raum den Weg versperren und zu Umwegen nötigen.

Der Strudel der Installation „Vortex for Lofoten“ (1999), der in seiner Darstellung eines Strudels/Wirbels in einem experimentellen Raum die Erfahrbarkeit dieses Phänomens ermöglicht.

Olafur Eliasson arbeitet mit den Elementen. Erde, Wasser und Luft sind Werkzeug und Kunstwerk.

Vor allem begeistern mich unter seinen Arbeiten aber jene, die sich der Darstellbarkeit von Licht (in seinem Ursprung nach das Element Feuer) widmen. Eliasson schafft es, Licht als Welle sichtbar zu machen indem er es bricht, spiegelt, sein Spektrum nutzt und seine Bewegung zeigt wie in „Shadow projecting lamp“ (2004), in „Berlin colour sphere“ (2006) oder „Colour spiral“ (2005).  Und er macht es als Teilchen sichtbar indem er ihm quasi skulpturalen Character gibt, „Twilight stars“ (2010), oder es in die Kreisfläche eines Bildes bannt, „Colour experiment no. 10“ (2010).

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Die Wirkung seiner Werke als Versuchsanordnungen ist Eliasson dabei bewusst. „I like to believe that the main part of my work lies in the experience of it.“, beschreibt er sie selbst.

Und auch wenn seine „Experimentierkästen“ in der Lage sind, natürliche Phänomene sichtbar zu machen, liegt es dem Künstler fern, sie dadurch zu entzaubern. Die Arbeit „Room for all colours“ (1999) ist im Spiel Ursprung, Ursache und Wirkung der Farbigkeit von Licht der erfahrbare Beweis dafür: Der Raum wird in Wandnähe von einer deckenhohen Leinwand geteilt. Hinter ihr ist eine Matrix von grünen, blauen und roten Folien angebracht, die von  an der Wand befestigten, weißen Glühbirnen beleuchtet wird. Durch unterschiedliche Intensität dieser Beleuchtung und die Streuwirkung der Leinwand wird das Licht nun in allen möglichen Farben sichtbar gemacht, ohne dabei dem Betrachter seinen Ursprung – also den Blick hinter die Leinwand – zu verheimlichen.

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Wie schon am Anfang geschrieben: die Poetik geht dabei nie verloren. Das Werk von Olafur Eliasson hat für mich etwas zutiefst emotionales. es ist verspielt und vergisst nicht die Schönheit kindlicher Naivität bei allem Spiel mit Optik, Physik, Statik.

Ich glaube, dass sich diese Ausstellung und ihre Wirkung auch der Tatsache verdanken, dass der Sammler Christian Boros diesen positiv naiven Blick auf die Phänomene, diesen Wunsch weiter staunen zu dürfen, nicht verloren hat und ich kann ihm nur danken dafür, dass er die Werke auch zu diesem Zwecke mit uns teilt.

IMG_8754„Olafur Eliasson – Werke aus der Sammlung Boros 1994 – 2015“, Langen Foundation, bis 21. Februar 2016, tägl. 10 – 18 Uhr

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